Psalms 4

Text: Psalm 4,1-8 Der 4. Psalm hat auch seine Überschrift: Ein Psalm Davids, vorzusingen auf Saitenspielen; hieraus ist aber nicht zu schließen oder zu ersehen, wann und aus welcher Veranlassung derselbe gemacht sei; sein Inhalt selbst läßt vermuten, daß dieser vierte Psalm mit dem vorhergehenden dritten der Zeit und Veranlassung nach nahe verbunden sei, und also auf die Umstände gehen möchte, da nach Absaloms Niederlage doch Manche von den Vornehmsten im Volk so langsam waren, den König David in das Reich einzusetzen, wovon im 2. Buch Samuel 19:9-11 steht. Hinter dieser Langsamkeit stecken allerlei fleischliche Ärgernisse an den Wegen GOttes, und anderwärtige eitle Absichten gegen welche David in diesem Psalm nicht nur sich selber tröstet, sondern auch andere verwarnt. Man findet also im Psalm wie David vor dem Angesicht und unter Anrufung GOttes sich über die Vornehmsten im Volk und ihr Bezeugen gegen ihn beschwert, V.2 und 3 David wollte wie es der ganze Psalm zeigt, eigentlich mit Menschen zu ihrer Besserung reden, und er wendet sich dabei zuvörderst zu GOtt. Wichtiger Vorteil! Hast du es nie erfahren, daß auf einen geheimen Umgang mit GOtt deines Nächsten Herz sich mehr als sonst zu dir neigt? Mit Menschen und sonderlich mit seinen Widersachern so handeln und reden, wie man es vorher mit GOtt abgeredet hat, ist weißlich getan. GOtt meine Gerechtigkeit! Merke von dieser ersten Stelle an, wie durch das ganze Psalmenbuch hindurch die Gerechtigkeit GOttes angeführt wird, nämlich wie sie allen redlichen Herzen, die sich der Sünde begehren abzuziehen, zum Schutz gestellt ist, nicht das strengste Recht betreibt, sondern bei Allem den eigentlichen Grund und die daneben einschlagenden D Umstände mitleidig zu Herzen nimmt und Alles nach der vorzüglichen Neigung GOttes zur Gnade entscheidet. Auf das hat sich David schon wohlbedächtlich bezogen; wie viel mehr gilt es nun, sich auf die im Evangelium geoffenbarte Gerechtigkeit GOttes beziehen, und von derselben die nötige Hilfe aus der Sünde in ihren nachteiligen Folgen gläubig erwarten. "Wie habt ihr das Eitle so lieb und die Lügen. so gerne;" damit drückt David seinen Hofleuten und Obersten im Volk das Geschwür am rechten Ort auf! Der fleischliche Sinn bleibt mit seinem Urteil und Hochachtung, oder auch mit seiner Furcht und mit seinen Bedenklichkeiten an denn Eitlen hangen, und dem Schwachen daran gibt man durch Lügen einen Schein der Erheblichkeit. Aus denn nämlichen Grund hat nachmals auch Davids Sohn, unser lieber HErr JEsus Christus, den Juden nicht gefallen. 3) Gibt David im 4 5 6 Vers ihnen selber die beste Anleitung wie sie aus ihrer Verwirrung könnten nüchtern werden, wenn Einer nur einmal soviel Halt macht in seinen Urteilen, und bedenkt, daß GOttes Wege und Gedanken so viel höher sind, als unsere Wege und Gedanken; wenn Einer nur einmal anfängt, sich zu fürchten, weil Zürnen und Sündigen so nahe beisammen sind, weil es bei heftigem Zufahren so leicht verfehlt ist. Wenn Einer nur einmal von Anderer Anhetzen abgekehrt in der Stille mit seinem Herzen zu reden anfängt, so kommt er gewiß auf die Spur weiter nüchtern zu werden, und er zeigt, wie sich hernach alles Weitere geben und besser gehen werde vom 6. bis 9. Vers. Wenn ein Mensch erhörlich beten kann, wie David sich auf das Allermeist bezogen: "der HErr hört, wenn ich Ihn anrufe, "so darf er und Andere mit ihm getrost sein, wenn er schon nicht Alles vorher so am Schnürlein hat, wie der fleischliche Sinn es gerne hätte. Die Freiheit, täglich aus der Fülle GOttes zu nehmen ist sicherer als ein großer Vorrat, auf den ein Anderer rechnet, und was jetzt noch mit Kreuzes=Niedrigkeit bedeckt, und unter Schmach und Vorurteil der Leute hinuntergesteckt ist, damit gibt es sich doch auch auf anhaltendes Beten: "Aber HErr, erhebe über uns das Licht Deines Antlitzes!" schon nach und nach ins Licht. Der Geist des Gebets steigt himmelan, er steigt und läßt nicht ab, bis Der geholfen habe, der Allen helfen kann, das heißt überwinden. David nimmt es mit. dieser Leute Gewissen schon für überzeugt und gewonnen an. Bei einem Zorn, wo man rechtmäßige Ursachen zu haben glaubt, sich über Etwas zu vereifern, wie die an sich selbst blinde Vernunft noch jetzt an David in seinem Lebenslauf sich zu heben glaubt, kann man sich am leichtesten verfehlen. "Redet mit eurem Herzen," damit räumt er ihrer Bewegung und deren Trieb etwas ein, und bezäumt doch den Gebrauch der Worte. "Wie sollte uns dieser weisen, was gut ist?" So geht es. Man wird ungewiß am Unterschied des Guten und Bösen; man denkt und sagt, es ist Niemand mehr zu glauben, man weiß nicht, wie man sich beim Lob des Guten und beim Eifer wider das Böse verhalten solle, es kommt immer wieder anders heraus, - das Licht des Angesichts GOttes muß dich recht führen.
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